Gegen das Kappen von Bäumen

Bäume bereichern unsere Umwelt enorm. Sie erzeugen Sauerstoff, binden Feinstaub, reduzieren die Windgeschwindigkeit, spenden Schatten und kühlen durch Verdunstung. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für Vögel, Säugetiere und Insekten und nicht zuletzt entfalten sie mit ihrem Grün und ihrer Schönheit eine wichtige ästhetische und wohltuende Wirkung. Wie alles im Leben haben auch Bäume manchmal Nachteile – je nach Betrachter mehr oder weniger. Pollen, Blüten und vor allem Blätter verursachen Schmutz, der Dachrinnen verstopft und den Garten beeinträchtigt. Dichte Belaubung lässt nur wenig Licht in Wohnräume und auf Terrassen. Bei Sturm können mitunter Äste abbrechen und Sach- oder gar Personenschäden verursachen.

So ist bei manchen Menschen leider der Gedanke nahe liegend, den Baum einfach drastisch in seiner Höhe zu reduzieren, also einen Großteil seiner Krone zu entfernen. Ohne Rücksicht auf den Habitus, das natürliche Erscheinungsbild eines Baumes, werden Äste bis in den Starkastbereich entfernt. Man spricht dabei von Stutzen oder Kappen eines Baumes. Nach Beendigung solcher Maßnahmen bleibt ein Baumtorso ohne Zweige und ohne Blätter stehen. Mit einem Baum hat ein solcher Anblick nicht mehr viel gemein. Von einer Baumpflegefachfirma werden solche „Pflegemaßnahmen“ nicht durchgeführt, da sie baumzerstörend sind und sowohl für die Firma als auch für den Baumeigentümer Schadensersatzforderungen nach sich ziehen können. Zudem stellen sie einen Verstoß gegen eine etwaige Baumschutzsatzung dar.

Was passiert bei einer Kappung mit dem Baum?

Der Baum verliert einen Großteil oder sogar seine komplette Blattmasse. Diese benötigt er dringend zur Photosynthese, also der Umwandlung von Wasser, Nährstoffen und CO2 mit Hilfe des Sonnenlichts in Sauerstoff und Zucker. Ohne Blätter kann das Lebewesen Baum nicht funktionieren. Das Gehölz versucht nun in einer Art Panikreaktion das lebenswichtige Laub wieder herzustellen. Es kommt zu einem starken Austrieb an den Schnittstellen. Da diese Austriebe sehr dicht und rasch wachsen, sind nun deutlich mehr Blätter als vor der Kappung vorhanden. Das im Herbst abfallende Laub ist also mehr geworden – somit wurde mit der Maßnahme genau das Gegenteil von dem erreicht, was oft gewünscht wird. Der Aufwand und die Kosten bei der alljährlichen Laubentfernung im Herbst sind also gestiegen.

Diese Austriebe, auch Ständer oder Reïterate genannt, sind sehr schlecht mit dem restlichen Baum verbunden und können daher leicht abbrechen. Dies ist insbesondere einige Jahre nach der Kappung der Fall, wenn die Austriebe größer und somit schwerer werden. Ein gesunder Baum gleicht starken Wind durch Schwingungen in der Krone aus. Bei kappungsbedingten Neuaustrieben ist dies nicht mehr möglich.

Durch die Kappung ist der Baum also nicht sicherer sondern sogar gefährlicher geworden. Bei den großen Schnittwunden über zehn Zentimeter Durchmesser wird das Kernholz des Baumes freigelegt. Dort kann der Baum nicht mehr auf Angriffe von Außen reagieren. Fäulen und Pilze dringen in das Holz ein und zersetzen es allmählich. Somit entstehen neue Gefahren. Einzelne große Neuaustriebe müssten alle paar Jahre wieder entfernt/vereinzelt werden, was zusätzliche immer wiederkehrende Kosten verursacht. Bei einer fachgerechten Baumpflegemaßnahme ist der Baum hingegen viele Jahre in einem sicheren und gesunden Zustand.

Baumpflegemaßnahmen sollten daher nur durch ausgebildete Fachleute (European Treeworker, Fachagrarwirt für Baumpflege, European Tree Technician) durchgeführt werden, die den Baum schonend, nachhaltig und damit auch letztendlich kostengünstig pflegen.

Wenden Sie sich an mich oder eine andere fachkundige Person aus Ihrer Region, wenn Sie einen Baum korrekt pflegen lassen oder eine Aussage über seine Stand- und Bruchsicherheit möchten.

Peter Klug hat zu dem Thema lesenswerte Faltblätter veröffentlicht:
http://www.baumpflege-lexikon.de/Infoblaetter.html