Baumfremder Bewuchs: Sind Misteln und Efeu eine Gefahr für Bäume?

Bei der Baumkontrolle werden Misteln oder Efeu meist als „Baumfremder Bewuchs“ im Baumkataster vermerkt. Bürger sind oftmals besorgt und wollen Efeu entfernen, da dieser den Baum schädige. Manche befürchten, Efeu könne den Baum „erwürgen“. Der Artikel erläutert kurz die Gefahren durch Efeu oder Misteln an Bäumen.

Efeu

Efeu

Der Gemeine Efeu, Hedera helix, ist eine immergrüne Kletterpflanze, die mit ihren Haftwurzeln an Bäumen oder Mauern hochklettern kann. Diese Haftwurzeln „kleben“ nur außen am Stamm, dringen also nicht in ihn ein und verursachen somit am Stamm und an den Ästen keinen Schaden. Der Efeu benutzt den Baum nur zum Klettern. Ein Nährstoff- und Wasserentzug kann allenfalls im Boden stattfinden, dort kann der Efeu eine Konkurrenz zu den Baumwurzeln darstellen. Nachteile für den Baum ergeben sich in der Krone eventuell durch die Beschattung. Gelegentlich kann es vorkommmen, dass der Efeu den Baum sogar überwuchert, so dass dieser früher oder später mangels Licht absterben wird. Manchmal wird auch, bedingt durch die Efeublätter im Winter, die höhere Anfälligkeit bei Stürmen genannt. Es ergibt sich eine größere Windangriffsfläche, die normalerweise durch den Laubabwurf des Baumes nicht vorhanden wäre.
Auf anderen Kontinenten tritt der europäische Efeu als invasive Art auf und bedroht größere Baumbestände, so dass er dort bekämpft wird und seine Einfuhr verboten ist. Bei der Baumkontrolle kann Efeu ein Problem darstellen, da Defekte wie zum Beispiel Höhlungen oder Fäulen im Stamm nur schwierig oder gar nicht erkannt werden können. Ob Efeu nun entfernt werden sollte oder nicht, wird seit längerem diskutiert und ist nicht eindeutig geklärt. Meiner Meinung nach sollte man ihn im jungen Stadium entfernen, bei älteren Bäumen hingegen soweit wie möglich belassen. Er dient auch als wichtige Bienenweide, Nahrungsspender und Unterkunft für Vögel und andere Lebewesen.

Misteln auf ApfelbaumMisteln

Die bei uns vorkommenden Mistelarten, überwiegend die Weißbeerige Mistel (Viscum album) und sehr selten die Eichenmistel (Loranthus europaeus) sind Halbschmarotzer. Die Mistel ist mittels Senkerwurzeln (Haustorien) mit den Leitungsbahnen des Baumes verbunden und nutzt so dessen Wasser und Nährstoffe. Jedoch kann die Mistel selbst Fotosynthese betreiben. Sie bringt ihren Wirt nicht um, da sie sich so selbst ihren Lebensraum zerstören würde. Nur bei sehr starkem Mistelbefall kann es zu vereinzelten Absterbeerscheinungen im Baum kommen. Misteln sind nur in manchen Bundesländern unter Naturschutz gestellt. Auf eine Entfernung sollte verzichtet werden, zumal die Pflanzen für die meisten Menschen sowieso nicht zu erreichen sind. Ebenso stellen sie Nahrung für Vögel dar.