Dendrologischer Garten

Vor rund 150 Jahren wurde im Fichtelgebirge ein Arboretum angelegt. Der kleine Park in Bad Berneck lag viele Jahre vernachlässigt im Dornröschenschlaf.

Rotherpark

Wilhelm Rother, ein ehemaliger Kurgast, späterer Förderer und noch späterer Ehrenbürger der Stadt im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, erschuf Mitte des 19. Jahrhunderts im Laufe von 30 Jahren auf dem Gelände eines Bergwerks die Gehölzsammlung mit heimischen und fremdländischen Bäumen, die er von seinen Reisen mitbrachte. Schriftliche Aufzeichnungen zur Anlage des Parks gibt es nicht, ebenso ist keine Struktur oder geplante Vorgehensweise erkennbar. Es gibt allerdings Elemente des damals üblichen Landschaftsparks. Rother vererbte der Stadt das Gelände, welches schon immer für Bürger und Gäste offen war, und wurde 1900 mit einem Obelisken im Park geehrt. Der Dendrologische Garten wird auch Rotherspark genannt.

Die Anlage war später in einem schlechten Zustand. Sie erschien eher als Wald denn als Park. Angepflanzte Gehölze sind verloren gegangen. Mitte der 90er Jahre begann man mit einer Bestandsaufnahme der Gehölze (ca. 60 Bäume) und mit der Sanierung des Parks und reparierte Wege und Treppen, setze Geländer instand und entnahm nicht mehr verkehrssichere Gehölze. Leider hielt dieser Zustand nicht lange an und bis vor wenigen Jahren fand man eher ein vernachlässigtes Areal vor.

Geschlitztblättrige Hainbuche (Carpinus betulus 'Incisa')
Geschlitztblättrige Hainbuche (Carpinus betulus ‘Incisa’)

Ehemaliger Bergbau

Fast 400 Jahre lang wurde in den Stollen “Beständiges Glück” Alaunschiefer gefördert, ehe der Rotherspark entstand. Alexander von Humboldt testete unter Tage ein Atemgerät und eine Grubenlampe. Bei den Versuchen wäre er durch Sauerstoffmangel beinahe ums Leben gekommen. Vom Bergbau zeugt heute ein Stollen, der nicht öffentlich zugänglich ist aber noch auf einer Länge von 170 Metern befahrbar ist. Zudem wurde eine Hebeanlage nachgebaut und auf verschiedenen Schautafeln über die Zeit des Bergbaus informiert.

Exotische Gehölze – zur damaligen Zeit

Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen.Alexander von Humboldt

Herausragende Baumexemplare oder exotische Bäume sucht man im Dendrologischen Garten vergeblich, wobei viele Gehölze im Laufe der Zeit auch verloren gingen. Esskastanien, Roteichen, Douglasien und Schwarzkiefern sind heute nichts mehr Besonderes. Zur damaligen Zeit, also vor etwa 150 Jahren, mag dies sicherlich anders gewesen sein. Mit dieser Berücksichtigung lässt sich die am Hang gelegenen Anlage auf kleinen Wegen und über Treppen begehen. Der kleine Park ist von einem Wald aus Buchen umschlossen, die gerade im Frühling und Herbst durch ihre Farbenpracht begeistern. Schon das ist im Fichtelgebirge, welches überwiegend mit Fichten bewaldet ist, fast eine Besonderheit.

Moltke-Linde (Tilia × moltkei)
Moltke-Linde (Tilia × moltkei)

Baumarten (Auswahl)

Moltke-Linde
(Tilia × moltkei)
Geschlitztblättrige Hainbuche
(Carpinus betulus 'Incisa')
Gurken-Magnolie
(Magnolia acuminata)
Schwarzkiefer
(Pinus nigra)
Coloradotanne
(Abies concolor)
Kaukasus-Fichte
(Picea orientalis)
Esskastanie
(Castanea sativa)
Douglasie
(Pseudotsuga menziesii)
Traubeneiche
(Quercus petraea)
Sawara-Scheinzypresse
(Chamaecyparis pisifera)

Infos durch QR-Codes

Nach jahrelanger Verwahrlosung und Verwilderung ist aus dem Gelände wieder eine begehbare kleine Parkanlage geworden, welche mittlerweile auch über QR-Codes die wenigen Besucher informiert. Leider hat Bad Berneck seine beste Zeit als mondäner Kurort hinter sich. Hotels, Cafés, Gaststätten und Geschäfte sind oft geschlossen und locken nur noch wenige Gäste an. Wenn man in der Gegend ist lohnt ein Abstecher zu den Burgruinen und Aussichtpunkten der Stadt – und natürlich auch in den Rotherspark.

QR-Code an einer Schwarzkiefer (Pinus nigra)
QR-Code an einer Schwarzkiefer (Pinus nigra)