Informationen zum Kastaniensterben durch Pseudomonas

Nach Massaria an Platanen und dem Triebsterben an Eschen häufen sich derzeit Meldungen von einer Krankheiten, die „Kastanienbluten“ oder „Kastaniensterben“ bezeichnet wird. Dahinter steckt eine Bakterienerkrankung, ausgelöst durch Pseudomonas syringae pv. aesculi.

Ursprung

Die Karte zeigt die derzeitige Ausbreitung von Pseudomonas an Kastanie anhand von Medienberichten.Pseudomonas syringae ist seit 1902 als Krankheitserreger am Gemeinen Flieder bekannt, daher der Gattungsname syringae (Gemeiner Flieder = Syringa vulgaris). Es ist ein „gramnegatives, stäbchenförmiges und bewegliches Bakterium“ [ref]http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudomonas_syringae[/ref]. Es kommt an zahlreichen Pflanzen vor und hat viele Stämme, die als Pathovare bezeichnet werden. So ergibt sich für das Bakterium an der Kastanie der Name Pseudomonas syringae pv. aesculi (Aesculus bezeichnet Kastanie). Pseudomonas hat eisbildende Eigenschaften und verursacht deshalb Frostschäden an Pflanzen. Diese Eigenschaft wird aber auch bei der Produktion von Kunstschnee genutzt. An Kastanien wurde Pseudomonas erstmals in den 1970er Jahren in Indien beschrieben. Die Hauptverbreitung in Europa setzte ab 2002 in den Niederlanden ein, seit 2006 sind dort 40 bis 70 % aller Kastanien befallen. Die Krankheit tritt seit 2006 zudem in Großbritannien und Irland, Belgien, Frankreich und Deutschland auf. Der Befall scheint von Nordwesten her weiter vorzudringen. Auf der Karte wurden aktuelle aus den Medien bekannte Fälle dokumentiert, meist geht es hier um Baumfällungen.

Symptome

An Stamm und Ästen tritt schwarzer Ausfluss auf, der auch als Teerflecke oder eben blutende Stellen bezeichnet wird. Dieser Ausfluss trocknet später ein, so dass sich eine schwarze Kruste bilden kann. Unter diesen Bereichen finden sich lang gestreckte oder streifenförmige braune bis schwarze, stark nässende Verfärbungen. Es kann zu Stamm- und Astrissen, zu Laubaufhellungen, Welkeerscheinungen und Absterben von Ästen kommen. In der Folge können holzzerstörende Pilze den Baum besiedeln, vor allem Austernseitling und Samtfußrübling wurden beobachtet. Pseudomonas tritt sowohl an Jung- als auch an Altbäumen, sowohl im Bestand als auch an Einzelbäumen, auf. Betroffen sind schwerpunktmäßig Aesculus hippocastanum und carnea (Gemeine und Rotblühende Rosskastanie). Auf andere Baumarten erfolgt keine Übertragung, A. flava und pavia sind selten betroffen.

Maßnahmen

Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es derzeit keine. Schnittwerkzeuge sollten immer desinfiziert werden. Befallenes Material muss fachgerecht entsorgt werden (geschlossener Transport, Verbrennung oder Heißkompostierung). Bei Befallsverdacht sollte aufgrund der Verwechslungsmöglichkeiten mit Phytophtora oder Verticillium ein Labortest durchgeführt werden und das Pflanzenschutzamt informiert werden. Pseudomonas steht auf der Alert List der EPPO. Fällungen sind nur bei Gefährdung der Verkehrssicherheit nötig (z.B. abgestorbener Baum).

Die Krankheit ist nicht auf Menschen oder Tiere übertragbar.


Kommentare

  1. Durch den Kauf von Jungbäumen (Aesculus carnea) an der niederländischen Grenze stellte sich heraus, dass diese schon mit Pseudomonas-Vieren infiziert waren. So kam es zum Erstnachweis der Pseudomonas-syringea-Viren in Zwickau/Sachen durch das Pflanzenschutzamt in Dresden.
    Etwa 60 Jungbäume kränkeln nun vor sich hin, wodurch der Stadt ein erheblicher finanzieller Schaden entstanden ist.
    Gruß
    R. Gerber, Dipl.-Biol.

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