Der Urwald Sababurg ist berühmt für seine alten und markanten Bäume. Ein richtiger Urwald ist er aber nicht.
Urwald im Reinhardswald
Der Urwald Sababurg liegt im Reinhardswald in der Nähe der als Dornröschenschloss bekannten Sababurg und des gleichnamigen Tierparks – etwa 25 Kilometer Luftlinie nördlich von Kassel und ebenfalls ungefähr 25 Kilometer östlich von Göttingen. Ein richtiger Urwald ist der 92 Hektar große Wald natürlich nicht. Bereits 1907 wurde der Wald jedoch unter Schutz gestellt und ist damit Hessens ältestes Naturschutzgebiet und einer der ersten NSGs in Deutschland. So konnte der einmalige urtümliche Charakter mit uralten Bäumen bewahrt werden. Die mächtigen Eichen und Buchen entstanden aus der Nutzung als Hutewald. Der Wald wurde als Weide genutzt, Tiere wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen ernährten sich von den Pflanzen und den Früchten der Bäume. Besonders Eichen und Buchen wurden gefördert, da ihre Früchte den Schweinen als Nahrung dienten („Mastjahre“). Einzelne Gehölze blieben so stehen und wurden teilweise gezielt gefördert, dienten nebenbei als Schattenspender und Regenschutz und erreichten so – von der Holznutzung verschont – ein hohes Alter.
Paradebuche, Kamineiche und Margarete
Viele der alten Gehölze haben Namen wie Paradebuche, Wappeneiche, Drillingsbuche oder Margarete erhalten. Der bekannteste Baum dürfte die Kamineiche sein. Der alte knorrige Baum hat eine große offene Stammhöhlung, durch die Besucher ins Innere der Eiche gelangen können – Trittschäden sind die Folge. Der Wald steht natürlich in dem Konflikt, Interessierten die einzigartige Natur näher zu bringen, andererseits entstehen durch Bodenverdichtung und Klettern auf Bäume nicht zu vernachlässigende Beeinträchtigungen. Ausgewiesene Rundwege und Stege sollen die Besucher lenken. Nicht zuletzt ergibt sich durch den nahegelegenen Tierpark Sababurg mit ebenfalls sehenswerten alten Bäumen und der Sababurg ein weiterer Besucherdruck. Wer die Ruhe und Atmosphäre erleben will, sollte daher unter der Woche anreisen.
Leben in sterbenden Bäumen
Viele der alten Hutebäume haben ein hohes Alter von mehreren hundert Jahren erreicht und sterben allmählich ab. Dies geschieht bei Bäumen normalerweise sehr langsam, so dass Höhlungen, faules und totes Holz einen wichtigen Lebensraum für Pilze, Insekten und andere Tiere bildet. So ist der imposante Hirschkäfer im Urwald anzutreffen. Auch bilden die Bäume Wuchsformen aus, die man sonst eher selten sieht. Die weit ausladenden Äste einer Buche (Fagus sylvatica) berühren den Boden und wachsen dort als „neue Bäume“ wieder nach oben.
Der Urwald Sababurg ist ein einzigartiges Naturschutzgebiet, das zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist und in einem Kreislauf von Sterben und Leben ständig in Veränderung begriffen ist.
Panoramabilder
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