Während Baumpfleger meist aus ihrer praktischen Erfahrung wissen, was eine Kroneneinkürzung bedeutet, sind sich viele Gutachter und Baumkontrolleure der Tragweite einer Kroneneinkürzung nicht immer bewusst.
In jüngster Zeit gab es mehrere Versuche, eine Diskussion über die Maßnahme Kroneneinkürzung in Gang zu bringen. So plädierte Jan von Hofmann in seinem Beitrag „Wie viel sind 20 Prozent?“ in der Baumzeitung 6/13 für eine bessere Kommunikation zwischen Baumpflegern und Gutachtern.
Definition Kroneneinkürzung
Die gesamte Krone ist in ihrer Höhe und/oder ihrer seitlichen Ausdehnung entsprechend den Erfordernissen der Verkehrssicherheit und/oder des Baumumfeldes einzukürzen.
Der Umfang der Einkürzung ist insbesondere abhängig von Baumart und Habitus und soll höchstens 20 % betragen.
Die verbleibende Krone soll einen möglichst art-typischen Habitus behalten bzw. wieder entwickeln können.
ZTV-Baumpflege 2006, FLL Bonn
Blätter dienen bekanntlich zur Photosynthese und benötigen dazu Sonnenlicht. Es ist demnach sinnvoll, dass sich viele Blätter im äußeren Bereich der Krone befinden, da es dort natürlich das meiste Licht gibt. Bei einer Kroneneinkürzung wird dieser Bereich teilweise entfernt. Rückschnitte können je nach Umfang der Maßnahme sogar bis in den stärkeren Astbereich nötig sein.
Blätter liefern Energie
Gerade wenn die Windlast aufgrund eines Defekts wie etwa Pilzbefall am Stamm reduziert werden soll, kann dies negative Folgen für den Baum haben. Das Gehölz benötigt Energie um gegen den Schaden zum Beispiel mit Dickenwachstum anzukämpfen. Diese Energie erhält die Pflanze durch Photosynthese, also aus den Blättern.
Bei einer Kroneneinkürzung von 10% fallen über 80% des belaubten Kronenvolumens weg.
Die Windlast reduziert sich dabei um 40%.
Prof. Dr. Steffen Rust (Deutsche Baumpflegetage 2015)
Keine Kroneneinkürzung aus Angst
Viele Baumkontrolleure und Gutachter empfehlen eine Einkürzung der Krone aus Angst, dass der Baum umstürze könne und sie dafür haftbar gemacht werden können. Eine Kroneneinkürzung kann zwar im Einzelfall sinnvoll sein, meistens sollte aber davon abgesehen werden oder nur ein leichter Rückschnitt stattfinden.
Vor allem sollte man sich bewusst sein, was ein derartiger Eingriff tatsächlich für den Baum bedeutet.